Die Kredite haben daher bei vielen einen eher halbseidenen Ruf. Aber ist das so berechtigt? Woher kommt dieser schlechte Ruf. Wir gehen der Frage nach und haben uns die Schweizer Kredite einmal genauer angesehen, was wirklich dahinter steckt.

Was ist ein Schweizer Kredit?

Eines vorweg: Schweizer Kredite sind nicht so schlecht, wie ihr Ruf. Im Gegenteil, es handelt sich um ganz normale Ratenkredite, nur dass sie von Schweizer Banken an Bürger hierzulande vergeben werden. Das schlechte Image kommt daher, dass die Kredite zumeist über Kreditvermittler angeboten werden, die für ihre Dienstleistung eine Provision verlangen und oft auch einen leicht höheren Zins aufweisen. Aber das ist bei genauerer Betrachtung überhaupt kein Grund die Schweizer Kredite schlecht zu machen.

Zum einen sind Vermittlungsprovisionen auch hierzulande Alltag bei der Kreditvergabe. Jedes Online-Vergleichsportal bekommt von der Bank, für die sie Kredite vermittelt, eine Vermittlungsprovision, die für den Verbraucher nicht sichtbar im effektiven Jahreszins eingerechnet ist. Auch wer einen Ratenkredit bei seiner Hausbank beantragt, wird mit dem Kredit eine „interne Vermittlungsprovision“ zahlen, die letztlich der entsprechenden Bankfiliale und dem Mitarbeiter, beispielsweise als Bonuszahlung, am Jahresende zugute kommt.

Schweizer Banken bedienen sich der Kreditvermittler, weil sie hierzulande kein eigenes Filialnetz vorhalten und dies eine Möglichkeit ist, Kredite zu vertreiben. Zunehmend findet aber auch eine Kreditvermittlung über Online-Portale statt, sodass der klassische, physische Vermittler immer mehr in den Hintergrund gerät.

Ein weiteres Merkmal der Schweizer Kredite ist, dass keine Abfrage der Schufa-Daten erfolgt und auch keine Meldung an die Schufa über die Kreditvergabe.

Wie hoch sind die Zinsen beim Schweizer Kredit?

Die Effektivzinsen der Schweizer Kredite sind meist höher. Die Zinsen liegen aktuell oft zwischen 7 bis 15 % jährlich und damit deutlich über den Zinsen von Ratenkrediten bei deutschen Banken. Das hat aber durchaus seine Berechtigung, wie die folgende Antwort zeigt.

Warum sind die Zinsen der Schweizer Kredite höher?

Das höhere Zinsniveau hängt grundsätzlich auch damit zusammen, dass es in der Schweiz ein anderes Zinsniveau gibt. Die Schweiz ist nicht Mitglied der Europäischen Union und unterliegt nicht den Regulierungen der Europäischen Zentralbank oder den Vorgaben der Deutschen Bundesbank sondern sie sind in das Schweizer Bankensystem eingebunden und unterliegen den dortigen Leitzinsen, abhängig von den dortigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Bei der Kreditvergabe wird zu dem die angesprochene Vermittlungsprovision in den Zinsen eingerechnet.

Ein weiterer Punkt für die höheren Effektivzinsen ist, dass das keine Schufa-Prüfung (Bonitätsprüfung) für deutsche Kreditnehmer stattfindet, sondern die Bonitätsprüfung anhand des Gehalts und der sonstigen Angaben des Kreditnehmers, etwa zu laufenden Ausgaben im Monat und seinen sonstigen wirtschaftlichen Verhältnissen stattfindet. Die kreditvergebende Bank wird daher regelmäßig einen Risikozuschlag, für ein erhöhtes Kreditausfallrisiko in den Zinsen einpreisen.

Das kommt daher, dass in der Regel Kunden dann einen Schweizer Kredit nachfragen, wenn sie bei ihrer Hausbank oder einem anderen österreichischen Kreditinstitut, aufgrund der dort durchgeführten Bonitätsprüfung, keinen Kredit erhalten. Damit muss die Bank davon ausgehen, dass ein Teil der Kredite ausfällt und wird dem Kunden eine entsprechende Risikoprämie, also eine Art Versicherungsprämie gegen Kreditausfall, mit den Zinsen berechnen.

Was sind die Vorraussetzungen, um einen Schweizer Kredit zu bekommen?

Auch die Schweizer Banken führen eine Bonitätsprüfung beim Kreditnehmer durch. Sie machen nur keine Schufa-Abfrage. Sie sind sich dessen bewusst, dass Leute einen Kreditantrag stellen, die wegen negativer Schufa-Merkmale keinen Kredit bei einer deutschen Bank bekommen und bedienen damit eine Marktnische. Wie dargestellt, verlangen sie daher auch höhere Zinsen. Allerdings vergeben sie ihre Kredite nicht an „Jedermann“. Es müssen auch hier klare Voraussetzungen erfüllt werden. Der Kreditnehmer muss in einem festen Arbeitsverhältnis stehen und darf sich nicht mehr in der Probezeit befinden. Das Arbeitsverhältnis darf auch nicht befristet sein und es muss ein Mindesteinkommen von etwa 1.150 Euro Netto gewährleistet sein.

Abhängig vom Einkommen und von den kalkulierten monatlichen Ausgaben des Kreditnehmers für Miete, Strom, Auto, Telefon, Versicherungen und Sonstiges, ist auch die Höhe des Kredites beschränkt. Bei Alleinstehenden mit 1.150 Euro Netto Gehalt und ohne weitere Sicherheiten werden zum Beispiel nur maximal 3.500 Euro an Kredit vergeben. Die Kreditbeträge sind auch bei höheren Einkommen auf 7.500 bis 10.000 Euro gedeckelt. So begrenzt die Bank ihr Risiko gegen Zahlungsausfall. Berichte von höheren Kreditsummen betreffen meist andere Sachverhalte und sind nicht mit dem klassischen Ratenkrediten an Privatleute vergleichbar.

Wie kommt man an einen Schweizer Kredit?

Neben Kreditvermittlern, die Schweizer Kredite offerieren und manchmal auch in Zeitungsinseraten dafür werben, finden sich im Internet mittlerweile Portale, bei denen Kunden die Konditionen verschiedener Schweizer Banken miteinander vergleichen und Kredite online beantragen können. Für die Bonitätsprüfung müssen die letzten Gehaltsabrechnungen, eine Kopien des Arbeitsvertrages sowie von den Kontoauszügen des letzten Monats eingereicht werden. Zudem muss ein PostIdent-Verfahren durchgeführt werden. Der Kreditsuchende muss also mit seinem Personalausweis zur nächsten Postfiliale und sich dort identifizieren. Stimmen die Voraussetzungen, kann der Kredit unter Angabe der aktuellen Bankverbindung oft innerhalb weniger Tage ausgezahlt werden. Die Postlaufzeiten sind dabei natürlich zu beachten.

Was sagt der KSV (Schufa)?

Ein Merkmal der Schweizer Kredite ist, dass diese nicht im KSV vermerkt werden. Das wurmt die Schufa natürlich, da sie den Anspruch hat, alle Informationen zu Krediten von Privatleuten zu sammeln. Der Kreditnehmer kann sich jedoch sagen, das ist „nicht mein Problem“, er muss auch niemanden gegenüber Angaben zu seinen Krediten aus der Schweiz machen. Das bedeutet auch nicht, dass Schweizer Kredite unseriös sind, auch wenn immer wieder gern versucht wird das so darzustellen.

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Häufige Fragen und Antworten

Was ist ein Schweizer Kredit?

Schweizer Kredite sind nicht so schlecht, wie ihr Ruf. Im Gegenteil, es handelt sich um ganz normale Ratenkredite, nur dass sie von Schweizer Banken an Bürger hierzulande vergeben werden.

Wie hoch sind die Zinsen bei Schweizer Krediten?

Die Effektivzinsen sind in der Regel höher, als bei anderen Krediten. Sie können bis zu 15 Prozent pro Jahr betragen.

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Daniel Herndler
Chef-Redakteur, Ressort-Leiter Steuern und Finanzen
Daniel Herndler ist Wirtschaftsjournalist, Herausgeber und Chef-Redakteur des Nachrichtenportals Finanz.at. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Steuern, Finanzen und Wirtschaft.
Stand: 23.06.2021, 14:05 Uhr