In Österreich ist die Inflation zuletzt, wie auch im gesamten restlichen Euro-Raum, auf ein Rekordhoch von über 8 Prozent (Mai 2022) gestiegen. Im Juni stieg die Inflation hierzulande gar um 8,7% Prozent. Das veranlasste EZB-Chefin Christine Lagarde dazu, für Juli 2022 eine Anhebung der Leitzinsen zu beschließen. Andere Staaten, wie die USA und Großbritannien, haben diese Erhöhung bereits vollzogen. Die Federal Reserve hatte ebenso, wie die Bank of England, in den vergangenen Monaten mehrfach ihre Leitzinsen angehoben.
Im Juli wird der Leitzins im Euro-Raum daher um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent von bisher 0 Prozent ansteigen. Zeitgleich wird die EZB die milliardenschweren Nettoanleihekäufe zu diesem Zeitpunkt einstellen. Dies galt als Voraussetzung für die Zinserhöhungen seitens des EZB-Rates.
Wachstums-Prognosen nach unten korrigiert
Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone von zunächst 3,7 Prozent auf nur noch 2,8 Prozent im Jahr 2022 nach unten korrigiert. Eine durchschnittliche Teuerungsrate von 6,8 Prozent wird erwartet.
Sparzinsen steigen bereits leicht an
Das Ende der Negativzinsen und die in Aussicht gestellten weiteren Zinsanhebungen veranlassen bereits jetzt erste Banken und Geldinstitute die Sparzinsen für ihre Festgeldprodukte zu erhöhen. Derzeit müssen Banken einen Strafzins von 0,5 Prozent bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken und geben eben diese Kosten an Privatkunden weiter.
„Die angekündigte EZB-Zinserhöhung für Juli 2022 wird für Sparerinnen und Sparer wieder eine positive Dynamik in die Zinslandschaft bringen“, erklärt Olaf Peter Poenisch, CEO der Santander Consumer Bank, in einer Aussendung Ende Juni. Die Santander Consumer Bank hatte die Festgeldzinsen auf Basis der EZB-Ankündigungen bereits auf bis zu einem Prozent nach oben korrigiert.
Ob und wann sich für Sparer Festgeldprodukte aufgrund der steigenden Sparzinsen wieder spürbar lohnen, erfährt man hier in diesem Artikel auf finanzfluss.at.
Kreditzinsen steigen, Börsen reagieren mit Kursverfall
Die Anhebung des Leitzins sorgt nicht nur für Freude an den Finanzmärkten. Vor allem Kreditnehmer müssen durch höhere Zinssätze für ihre Finanzierungen oder Darlehen mit steigenden Kosten rechnen. Besonders betroffen sind jene, die ihre Kreditverträge aufgrund des jahreslang niedrigen Zinsniveaus mit variablem Zins abgeschlossen haben.
Bis zu 3,30 Prozent Zinsen p.a. - Laufzeiten ab 3 Monate möglich, Einlage von 5.000 bis 150.000 Euro.
Auch die Börsen reagierten alles andere als erfreut auf die Ankündigungen der EZB. Der ATX hat seit Bekanntwerden der Zins-Pläne Anfang Juni innerhalb eines Monats mehr als 17 Prozentpunkte verloren.
Für neue Kreditnehmer, die einen Immobilienkauf oder -Bau finanzieren möchten, kommen noch deutlich mehr Hürden hinzu. Nicht nur die immer weiter steigenden Immobilienpreise und Materialkosten, die Bauvorhaben verteuern, sorgen für Mehrkosten. Auch die neuen Kreditvergaberichtlinien in Österreich erschweren eine Finanzierung deutlich. Zukünftig gelten ein Eigenkapital von mindestens 20 Prozent, eine Ratenhöhe von maximal 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens und eine maximale Laufzeit von 35 Jahren als verpflichtend für die Aufnahme eines Kredits.
Weitere Informationen:
- Europäische Zentralbank - Statistiken
- Wiener Börse – ATX-Kurs
- Österreichische Nationalbank - Leitzinssätze
Mehr Informationen: Sparzinsen