Wie wird der effektive Jahreszinssatz berechnet?

Bezüglich der Berechnung des effektiven Jahreszinssatzes gibt es verschiedene Methoden. Es gibt jedoch eine bewährte Methode, die oftmals zur Anwendung kommt, welche im Anschluss erklärt wird.

Berechnung

Hierzu multipliziert man den Quotienten aus den Kreditkosten und dem Nettodarlehensbetrag mit dem Quotienten aus 24 und der Laufzeit in Monaten plus 1 und multipliziert dieses Produkt wiederum mit 100. Diese Formel ist jedoch relativ komplex, weswegen sich eine Faustrechnung im Laufe der Zeit entwickelt hat. Dieser zufolge multipliziert man die Kreditkosten mit der Zahl 100 und dividiert das Ergebnis wiederum durch das Produkt des Nettodarlehensbetrag und der Laufzeit in Jahren.

Weitere Informationen zum effektiven Jahreszinssatz:

Der Effektivzins im Zusammenhang mit dem Sollzins:

Um die Systematik des Effektivzinses besser verstehen zu können, kann man diesen im Zusammenhang mit dem Sollzins betrachten. Dieser bezeichnet die Zinskosten, welche die Bank vom Kreditnehmer verlangt. Diese Zinskosten werden als Prozentsatz angegeben. Leiht man sich also beispielsweise 1.000 Euro von der Bank und man muss nach einem Jahr Laufzeit 1.050 Euro an die Bank zurückzahlen, so ergibt sich ein Sollzins von 5%. In diesem Falle würde aber auch der Effektivzinssatz 5% betragen. Normalerweise ist es jedoch üblich, den Kreditbetrag nicht auf einmal zurückzuzahlen, sondern in Form von meist monatlichen Raten. Teilt man die 5% durch 12 Monate so ergibt sich ein relativer Sollzins von 0,417%. Mit diesem wird die Restschuld nach Ende jeder Periode verzinst.

Der Effektivzins im Zusammenhang mit Zinseszinsen:

In dieser Berechnung wurde den Zinseszinsen, die in der Praxis vorkommen, keine Beachtung geschenkt. So muss nun geklärt werden, in welchem Zusammenhang diese mit dem effektiven Jahreszins stehen. Man bezahlt nämlich als Kunde bei einer Leihgabe von 1.000 Euro etwas mehr als die vereinbarten 5% Zinsen. Nachdem die erste Zinszahlung in der Regel bereits nach einem Monat erfolgt, bekommt die Bank diese sozusagen „zu früh“ und kann diese Zahlung wiederum gewinnbringend anlegen. Berücksichtigt man die Zinseszinsen in dem oben angeführten Beispiel, so ergibt sich weiterhin ein Sollzins von 5%, jedoch ein effektiver Jahreszins von 5,12%.

Sonstige Kosten und Gebühren im Zusammenhang mit dem Effektivzins:

Ein weiterer Aspekt, der beachtet werden muss, ist das Auftreten von Gebühren und sonstigen Kosten. Diese werden nämlich in der Berechnung des Sollzinses nicht berücksichtigt, in der des Effektivzinses jedoch schon. Um dies verständlicher zu machen, ist im Folgenden wiederum ein Beispiel angeführt. Gehen wir davon aus, ein Kunde borgt sich 1.000 Euro von der Bank. Er zahlt am Ende des Jahres den Kredit inklusive Zinsen in Höhe von 1.050 Euro an die Bank zurück. Bei Kreditaufnahme verlangt die Bank jedoch 10 Euro an Gebühren, welche sogleich abgezogen werden, sodass man in Wirklichkeit nur 990 Euro ausbezahlt bekommt. Der Sollzins beträgt auch hier weiterhin 5%. Berücksichtigt man nun aber auch die Gebühren, steigt der effektive Jahreszins auf 6,06%.

Die oben angeführten Beispiele sollen deutlich machen, dass man nur mittels eines Vergleichs des effektiven Jahreszinses einen realistischen Vergleich zwischen verschiedenen Angeboten machen kann. Dieser wird von der Bank verpflichtend berechnet und muss dem Kunden vorab mitgeteilt werden. Die berechnete Effektivverzinsung spiegelt zwar alle für den Kunden relevanten Kosten wieder, es muss jedoch darauf geachtet werden, dass oftmals eine Restschuldversicherung, die der Kunde abgeschlossen hat oder abschließen wird, nicht in die Berechnung miteinfließt. Dies sollte man als Kunde unbedingt beachten, da sich dadurch die Werte der Effektivverzinsung ändern.

Beispiel

Im Folgenden soll zum Abschluss ein ausführlicheres Beispiel zum besseren Verständnis des effektiven Zinssatzes beitragen.

Jemand nimmt sich bei der Bank einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro auf. Die Bank verlangt hierfür eine Bearbeitungsgebühr von 350 Euro, die sofort einbehalten wird. Ein Zinssatz von 3,663% pro Jahr nominal ist vereinbart worden. Darüber hinaus hat man sich nach langem Verhandeln mit der Bank auf die Rückzahlungsmodalitäten einigen können. Man eignet sich auf eine Rückzahlung von 10 Jahren. Pro Monat vereinbart man eine Rate von 1.000 Euro. Die Restschuld ist nach Ende der Laufzeit genau 0 Euro.

Aufgrund dieser Daten kann man errechnen, dass der Gesamtaufwand für dieses Darlehen genau 120.000 Euro ausmacht, 20.000 Euro davon entfallen für die Bezahlung der Zinsen und Gebühren (19.650 Euro Zinsen und 350 Euro Gebühren), 100.000 Euro für die Rückzahlung des eigentlichen Kredits. Berücksichtigt man alle diese Werte, so ergibt sich für den Kredit ein effektiver Jahreszins von 3,802% und nicht, wie man vielleicht als Laie annehmen möchte, 3,663%.

Buchhaltungssoftware
Kostenlos Rechnungen, Angebote und mehr erstellen mit der Software von Finanz.at!

Darüber sollten Sie sich auch informieren:

Disclaimer (Produktplatzierungen & Werbung)

Viele oder alle der hier vorgestellten Produkte stammen von unseren Partnern, die uns entschädigen. Dies kann Einfluss darauf haben, über welche Produkte wir schreiben und wo und wie das Produkt auf einer Seite erscheint. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere Bewertungen. Unsere Meinung ist unsere eigene.

Kostenlose News und Tipps!
Erhalte aktuelle News und Finanz-Tipps monatlich per E-Mail!
Daniel Herndler
Chef-Redakteur, Ressort-Leiter Steuern und Finanzen
Daniel Herndler ist Wirtschaftsjournalist, Herausgeber und Chef-Redakteur des Nachrichtenportals Finanz.at. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Steuern, Finanzen und Wirtschaft.
Stand: 28.07.2023, 14:15 Uhr