Negativzinsen stehen in direktem Widerspruch zu herkömmlichen Bankzinsen. Das bedeutet, dass Sparer bei Negativzinsen für ihre Spareinlage Zinsen an ihre Bank entrichten müssen statt umgekehrt. Solche Negativzinsen können auch bei einem Kredit anfallen, sind jedoch sehr selten. In einem solchen Fall muss die Bank dem Kreditnehmer Geld für die Überlassung des Kapitals bezahlen.

Kreditnehmer profitieren

Die Kreditnehmer profitieren im Falle von Negativzinsen von dem niedrigen Zinsniveau. Bei Negativzinsen werden die Verhältnisse zwischen Schuldner und Gläubiger bei einem Kredit umgedreht. Der Gläubiger zahlt Zinsen direkt an den Schuldner, anstatt Zinsen für das angelegte Kapital zu bekommen. Wer das Kapital bei der Bank anlegt, bekommt keine Gutschrift, sondern muss hierfür Geld zahlen.

Gründe für Negativzinsen

Für die Negativzinsen gibt es zwei bedeutende Gründe, die hierzu führen können. Eine Notenbank möchte erreichen, dass ausländisches Geld abfließt. In den 70er Jahren geschah dies zum Beispiel in der Schweiz. Die Situation wurde damals so gestaltet, dass Ausländer bei den Kreditinstituten in der Schweiz Kapital zwischenlagerten. Die Folge hierbei war, dass der Schweizer Franken stark aufgewertet wurde.

Diese starke Aufwertung des Frankens führte vor allem dazu, dass vor allem Exporte sehr viel teurer wurden. Dies wiederum schlug sich massiv auf die Wirtschaft des Landes nieder. Deshalb wurden Negativzinsen auf das ausländische Kapital erhoben. Die ausländischen Anleger zogen das Kapital daraufhin aus der Schweiz wieder ab und die Exportbedingungen normalisierten sich. Ein zweiter Grund für Negativzinsen könnte sein, dass die Zentralbank die Wirtschaft steuern und ankurbeln möchte. Diese Zinspolitik wird aktuell auch von der Europäischen Zentralbank durchgeführt. Im Jahre 2014 wurden erstmalig Negativzinsen festgelegt, für einen solchen Fall, dass ein Kreditinstitut bei der Europäischen Zentralbank ihr Kapital hinterlegen möchte.

Die Zentralbank wollte hiermit erreichen, dass Banken ihr Kapital in Form von Krediten an die Endverbraucher ausgeben. Im Visier stand vor allem das Vorhaben, Geschäfts- und auch Privatkunden einen einfacheren Zugang zu den Krediten zu ermöglichen, damit diese investieren und vor allem das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Doch stattdessen gaben die Banken die Negativzinsen an die Kunden weiter bei geringem Kreditvolumen.

Auswirkungen

Negativzinsen führen in erster Linie dazu, dass das angesparte Geld stückweise aufgezehrt wird. Hierauf reagieren Privat- und Gewerbekunden dahingehend, indem sie das Kapital in andere Formen der Geldanlage investieren.

Aus Sicht der Banken ist der Negativzins kritisch und viele Kreditinstitute vermeiden es zudem, diese an die Kunden weiterzugeben. Sie bemühen sich, dass wenigstens ein minimaler Zinssatz auf das Guthaben bezahlt wird oder der Zinssatz bei 0 Prozent belassen wird. Zu groß ist hier die Gefahr, dass die Kunden zu anderen Kreditinstituten abwandern, die wenigstens 0 Prozent ausweisen oder einen sehr geringen Guthabenzins auszahlen.

Von welchen Banken werden Negativzinsen verlangt?

Es gibt mittlerweile einige Banken, welche für Spareinlagen ab einem bestimmten Mindestbetrag Zinsen in definierter Höhe oder festgelegte Strafgebühren verlangen. Aktuelle werden von der Deutschen Skatbank 0,5 Prozent negative Zinsen ab einem Spargutgaben von 100.000 Euro verlangt, die auf dem Girokonto angelegt sind. Die Volksbank in Stendal verlangt ebenfalls negative Zinsen in Höhe von 0,5 Prozent. Dies ist hier der Fall, sobald auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto 100.000 Euro gespart wurden.

Bedeutung der Negativzinsen Sparer und Anleger in Österreich

Auch in Österreich werden Anleger seit einigen Jahren durch die drohenden Negativzinsen in Angst und Schrecken versetzt. Im Jahr 2019 wurde ein erster Entschluss gefasst, dass die sogenannten Strafzinsen ab 1 Million Euro Sparguthaben für Privatkunden eingeführt werden könnten. Die SPÖ-Finanzsprecher überlegen derzeit, welche Auswirkungen der Negativzins für das Land Österreich haben könnte. Vor allem die Sozialdemokraten des Landes verweisen darauf, dass aufgrund der höchstgerichtlichen Judikatur eine direkte Nullverzinsung eher nichtig wäre, weil diese dem eigentlichen Zweck einer Spareinlage direkt widersprechen würde.

Schutz vor Negativzinsen

Grundsätzlich besteht in Österreich ein Schutz vor Negativzinsen. Die Banken entfernen sich in diesem Land immer mehr auch von den klassischen Sparbüchern, da sie hiermit längst keine Gewinne mehr einfahren. Statt der nicht zulässigen Negativzinsen erheben die Banken in Österreich jedoch Gebühren für kleinere Dienstleistungen, die vor allem von älteren Kunden direkt am Schalter wahrgenommen werden.

Strafzinsen und Gebühren

Langfristig ist in Österreich jedoch davon auszugehen, dass der Strafzins etwa dem Einlagezins der Europäischen Zentralbank entsprechen wird, der im Moment bei minus 0,5 Prozent angesiedelt ist. So viel kostet es nämlich die Kreditinstitute, ihr überschüssiges Kapital bei der EZB zwischenzulagern.

In der Summe sind die Kosten für die Kreditinstitute in der Eurozone durch die Negativzinsen freilich beträchtlich. Seit der Einführung im Jahre 2014 mussten die Banken 21,4 Milliarden Euro zahlen, stellte der österreichische Dienstleister für Finanzen Deposit Solutions fest. Im Land Österreich waren es seit dem Jahre 2016 etwa 356 Millionen Euro.

So ist es hier auch wenig verwunderlich, dass mehr Bankmanager über die Negativzinsen nachdenken und öffentlich auch davon sprechen. Sie möchte die Negativzinsen schrittweise umsetzen. Dies soll nicht nur für Firmenkunden gelten, wo dies bereits üblich ist. Auch vermögende Privatkunden sollen von diesen Zinsen betroffen sein.

Situation in Deutschland

In Deutschland ist dies bereits passiert. Circa zwölf Prozent der Banken verrechnen im Bereich der Privatkunden negative Zinsen. Dies wurde von der Deutschen Bundesbank im September 2019 errechnet. So zieht beispielsweise die Berliner Sparkasse ab 500.000 Euro auf einem Tagesgeld- oder Girokonto Negativzinsen ab. Zuvor lag diese Zinsschwelle bei einer Million Euro. Auch bei der größten Sparkasse in Hamburg liegt der Freibetrag auf Giro- und Termineinlagen bei 500.000 Euro. Alles, was darüber hinausgeht, muss mit 0,4 Prozent verzinst werden.

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Daniel Herndler
Chef-Redakteur, Ressort-Leiter Steuern und Finanzen
Daniel Herndler ist Wirtschaftsjournalist, Herausgeber und Chef-Redakteur des Nachrichtenportals Finanz.at. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Steuern, Finanzen und Wirtschaft.
Stand: 14.06.2021, 15:04 Uhr