Tipps für den Gebrauchtwagenkauf

Zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage: Was sind die Vor- und Nachteile beim Gebrauchtwagenkauf und warum sollte man einen Gebrauchtwagen einem Neuwagen vorziehen?

Die Nachteile eines Gebrauchtwagens liegen auf der Hand: Er ist schon längere Zeit in Betrieb gewesen und eben kein Neufahrzeug mit allen damit verbundenen Vorteilen mehr. Er unterliegt bereits einem Verschleiß, er besitzt keine volle Herstellergarantie mehr, die Art und Weise der Behandlung durch den Vorbesitzer liegt im Dunklen. Diese Nachteile hören sich allerdings schlimmer an, als sie es in der Praxis tatsächlich sein mögen, dazu später mehr.

Vorteile von gebrauchten Autos

Die Vorteile des Gebrauchtwagens sind dagegen genauso eklatant: Neuwagen büßen unmittelbar nach ihrer ersten Zulassung bereits einen großen Teil ihres Wertes ein. Das alte Sprichwort, dass das Auto schon ein Drittel seines Wertes verliert, sobald der Neuwagenkäufer damit vom Händler nach Hause fährt, mag überzogen sein, versinnbildlicht den Wertverlust jedoch augenfällig. Tatsächlich verlieren vor allem Fahrzeuge aus dem Hochpreissegment rasch überproportional an Wert. Auch günstige Autos unterliegen einem großen Wertverlust, nur scheint dieser aufgrund des geringen Neuwertes auf dem Papier nicht so schwer zu wiegen.

Beispiel 1: Ein Audi A6 Avant mit dem beliebten 2.0 TDI-Motor, 190 PS und Automatik steht im Moment bei Audi mit 47.000 Euro zu Buche. Das gleiche Fahrzeug, etwa 18 Monate alt und mit ca. 50.000 Kilometern, gibt es gebraucht für durchschnittlich 33.000 Euro. Wird in einer so kurzen Zeitspanne eine solche Strecke zurückgelegt, so handelt es sich fast ausnahmslos um Autobahnkilometer, welche an der Mechanik des Wagens kaum Verschleiß verursachen. Alterungserscheinungen dürfte es nach nicht einmal zwei Jahren kaum geben. Mit etwas Glück schaut ein solcher Gebrauchtwagen aus wie neu und das mit fast einem Drittel Ersparnis.

Beispiel 2: Ein Peugeot 208 mit 68 PS-Motor ist aktuell bei Peugeot für knapp 14.500 Euro gelistet (inklusive Klimaanlage). Das gleiche Fahrzeug, 3,5 Jahre alt und mit ca. 30.000 Kilometern, ist gebraucht im Mittel für 7.500 Euro zu haben und kostet damit nur noch die Hälfte. Bei guter Behandlung sind 30.000 Kilometer keine Laufleistung für den Wagen.

Worauf sollte man beim Gebrauchtwagenkauf achten?

Beim Gebrauchtwagenkauf kann man also echte Schnäppchen machen und gegenüber dem Neukauf deutlich sparen. Doch worauf sollte der Gebrauchtwagenkäufer besonders achten, um die Risiken zu minimieren?

Beim Kauf bei einem Autohändler ist das Risiko oftmals gering, zumal wenn es sich um einen autorisierten Markenhändler handelt. Hier bekommt der Käufer zudem eine Gebrauchtwagengewährleistung, bei jungen Fahrzeugen in der Regel sogar eine Garantie. So gibt es zum Beispiel bei Audi-Gebrauchtwagen auf Wunsch eine Garantie bis zum 5. Fahrzeugjahr. Der Nachteil beim Händler-Kauf ist allerdings der höhere Preis, da der Händler durch den Gebrauchtwagenverkauf Einkünfte erzielen, seine Betriebskosten decken und seine Mitarbeiter bezahlen muss.

Gebrauchtwagen von Privatpersonen kaufen

Käufe von Privatpersonen sind nochmals um einiges günstiger, doch in der Regel gibt es hier im Nachhinein keine Ansprüche mehr. Daher ist es beim Privatkauf um so wichtiger, einen Kaufvertrag aufzusetzen. Der Käufer muss abwägen. Bei einem Gebrauchtwagen im Wert von 30.000 Euro wird man auch noch gewillt sein, 10 % Händleraufschlag zu zahlen, um bei dieser Summe ein ruhiges Gewissen zu haben. Bei einem Fahrzeug im Wert von wenigen tausend Euro sieht das dagegen schon wieder anders aus.

Das Preisschild ist beim Autokauf allerdings fast nie das letzte Wort. In der Regel hat der Kaufinteressent noch Möglichkeiten, Abschläge zu erzielen. Durch die günstigeren Preise kann man hierbei in der Regel auf eine Finanzierung oder einen Kredit für den Autokauf verzichten.

Welchen Verhandlungsspielraum beim Kaufpreis gibt es hier?

Zunächst einmal sollte man sich über den Zeitwert des Fahrzeugs informieren. Hier ist das Internet heutzutage eine große Hilfe. Das gewünschte Modell muss einfach nur auf einer der großen online-Handelsplattformen wie mobile.de, Autoscout24 oder Ebay Kleinanzeigen gesucht und mit allen angestrebten Ausstattungsmerkmalen, wie Motorisierung, Farbe, Zusatzausstattung usw. versehen werden. Anhand der gefundenen Angebote kann sich der Käufer schnell ein Bild vom Durchschnittspreis machen. Jetzt hat man bei Preisverhandlungen eine Richtschnur. Ist der Preis noch unter dem Durchschnitt? Dann heißt es zugreifen, wenn sonst alles passt. Auch der Verkäufer weiß sicher um den Wert seines Wagens und hat ihn wahrscheinlich konkurrenzfähig bepreist, um ihn auch loswerden zu können. Wer jetzt noch versucht, am Preis zu verhandeln, der beißt eher auf Granit.

Den Verhandlungspreis kalkulieren & runterhandeln

Generell sollte man den Verhandlungspreis nicht zu unrealistisch ansetzen, um erfolgreich zu sein. Preisnachlässe von mehr als 20 % werden selten ernst genommen, mit 10 % kann man dagegen durchkommen. Händler sind auch gerne zu Rabatten bereit, wenn der Kunde bar bezahlt. Zur Not kann man sich das Geld bei den aktuell niedrigen Zinsen auch günstig bei einer Bank besorgen, anstatt auf die mitunter teuren Finanzierungsprogramme der Händler zurückgreifen zu müssen.

Wer von einem privaten Verkäufer kaufen will, der sollte vor der Preisverhandlung den Wagen der Begierde gründlich in Augenschein zu nehmen. Preisverhandlungen am Telefon gelten übrigens als verpönt und werden im Allgemeinen als lästig empfunden. Nur wenn der veranschlagte Preis deutlich über dem Durchschnittswert liegen sollte, kann der Interessent schon vorab eine Grenze setzen um die Reise nicht umsonst zu machen. Vor Ort sollte man sofort ein paar einfache Dinge überprüfen. Läuft der TÜV bald ab? Dann kann man den Preis um wenigstens 100 Euro nach unten korrigieren. Wer hier geschickt vorgeht, der kann sogar noch ein wenig mehr rausschlagen mit dem Argument, dass für den TÜV vielleicht noch die ein oder andere Arbeit nötig werden könnte.

Preis runterhandeln beim Gebrauchtwagenkauf (Tipps)

Abgefahrene Reifen sind ein weiterer guter Ansatzpunkt. Eine Pauschalsumme kann hier aufgrund der von Fahrzeug zu Fahrzeug stark variierenden Reifenpreise nicht genannt werden, das Richtmaß ist schlicht der Preis für einen Neusatz. Für einen bald anstehenden Ölwechsel können je nach Hersteller 50-100 Euro veranschlagt werden.

Stehen größere Wartungsarbeiten wie ein Zahnriemenwechsel bevor, so kann man sogar mindestens 500 Euro einplanen. Kleinere Kratzer im Lack sind dagegen mit zunehmenden Fahrzeugalter eine normale Gebrauchsspur, nur wenn sie bis auf die Grundierung gehen oder übermäßig großflächig sind, kann man über einen kleinen Nachlass verhandeln. Generell sollte vor allem bei älteren Fahrzeugen aber nur mit der nötigen Fachkenntnis an den Kauf gegangen werden, um mögliche Schäden und Reparaturfallen sicher zu erkennen. Wer diese nicht besitzt, der kann auch einen Gutachter um Rat bitten, bevor eine teure Fehlinvestition getätigt wird.

Der ÖAMTC bietet dazu Preislisten und eine Überprüfung (Check) des Kaufvertrags an.

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Häufige Fragen und Antworten

Worauf sollte man beim Gebrauchtwagenkauf achten?

Beim Kauf bei einem Autohändler ist das Risiko oftmals gering, zumal wenn es sich um einen autorisierten Markenhändler handelt. Hier bekommt der Käufer zudem eine Gebrauchtwagengewährleistung, bei jungen Fahrzeugen in der Regel sogar eine Garantie.

Daniel Herndler
Chef-Redakteur, Ressort-Leiter Steuern und Finanzen
Daniel Herndler ist Wirtschaftsjournalist, Herausgeber und Chef-Redakteur des Nachrichtenportals Finanz.at. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Steuern, Finanzen und Wirtschaft.
Stand: 11.09.2021, 05:07 Uhr